Stolpe

1945 bis heute

1945 1945

In den letzten Kriegstagen wird am Ende der Waldstraße, nahe dem ehemaligen Forsthaus, ein deutscher Soldat erschossen. Das Grab neben der Straße mit dem einfachen Holzkreuz und dem Stahlhelm darauf wurde noch in den 60er Jahren gepflegt. Später verschwand es spurlos.  

Als am 22. April 1945 die Rote Armee Stolpe erreicht, werden Burghard v. Veltheim und seine Frau verhaftet; sie wird in das Internierungslager im ehemaligen KZ Sachsenhausen gebracht und stirbt dort im Januar 1946. Burghard von Veltheim kommt nach einigen Tagen wieder frei und flüchtet in die westlichen Besatzungszone. Er ist am 19.6.1951 in Hamburg verstorben.

Vermutlich auf Grund eines Irrtums (nur das Gut gehört zu Berlin, nicht das ganze Dorf!) wird Stolpe zum französischen Sektor von Berlin geschlagen. Erst durch einen Gebietsaustausch im Dezember 1948 wird es wieder  der Provinz Brandenburg in der Sowjetischen Besatzungszone angegliedert. Nach anderen Quellen ( http://www.luise-berlin.de/Strassen/Bez20h/S1199.htm ) handelte es sich dabei aber um Stolpe-Süd: "September 1945 bis Dezember 1948 gehörte die Siedlung Stolpe-Süd zu Berlin." Auf der Webseite www.reinickendorf.de findet sich das wiederum so beschrieben "Wie der Flughafen Tegel fast auf der Stolper Heide gebautwurde: Als die Westalliierten 1945 West-Berlin besetzten, war der französische Sektor ohne Flugplatz. Im Abkommen vom 11.11.45 wurde deshalb die Stolper Heide mit dem Dorf Stolpe von den sowj. Militärbehörden den Franzosen zugesprochen, damit dort ein Flugplatz errichtet werden konnte. Als die Franzosen während der Blockade 1948 schnellstens einen Flugplatz brauchten, wurde dieser dann in Tegel errichtet. Während des Baus wurde von den Franzosen ein sowjetisch kontrollierter Rundfunksendemast gesprengt, der den Flugverkehr behinderte. Daraufhin besetzten russische Truppen die Stolper Heide, die fortan wieder zur damaligen Sowjetischen Besatzungszone gehörte.". Die Geschichte ist nach wie vor problematisch; warum wurde, wenn schon 1945 ein Flugplatz gebraucht wurde, dieser bis 1948 nicht längst gebaut? Warum wurde er 1948 dann doch in Tegel errichtet? Wo stand dieser Sendemast? Bis jetzt wurde auch keine Landkarte gefunden, die eine andere, als die bekannte Grenze zwischen Berlin und Brandenburg zeigt. 

Die Sprengung des Sendemastes (Berliner Rundfunk) ist inzwischen durch weitere Quellen bestätigt - allerdings ohne Zusammenhang mit dem Dorf Stolpe.

Am 1. September wird ein gemeinsamer Arbeitsausschuß von KPD und SPD zur Durchführung der Bodenreform gebildet. Die Liquidierung wird als "wichtigste Voraussetzung zur Beseitigung des preußischen Militarismus" bezeichnet. Am 6. September 1945  erließ die Provinzialverwalting von Brandenburg die "Verordnung über die Bodenreform in der Provinz Mark Brandenburg". Bis Ende September werden als erstes die Großgrundbesitzer enteignet. Für die Verwaltung der Güter wurden Treuhänder eingesetzt.

In Schönfließ, Stolpe und Glienicke wird das Rittergut des Majors von Veltheim in Abwesenheit enteignet, was eine Größe von 1837 ha hatte. Das Rittergut Stolpe wird in ein volkseigenes Gut umgewandelt. In der gesamten SBZ erhielten 330 000 landarme und landlose Bauern über 2 Millionen ha Land. Je nach Güte des Bodens wurde in Flächen zu 5 bis 10 ha verteilt und verlost.


1946

Um das Problem der Wohnungsnot im zerbombten Berlin zu lindern, wird noch einmal der Plan, Frohnau nach Norden bis zur Stadtgrenze zu erweitern, aufgegriffen. Die Idee scheitert schnell, auch am Widerstand der Anwohner.


1948

Briefe mit Absender aus Stolpe wurden mit Alliiertenausgaben frankiert und 1948 in Frohnau aufgegeben. Das war angesichts der offenen Grenzen allerdings kein Problem.

Aus http://www.frohnau-berlin.de/ein-polizist.htm : Am Ende des Speerwegs am Friedhof, dort wo es in Richtung Stolpe geht, tauchten Ende der Vierziger Jahre russische Offiziere auf. Sie hatten Landkarten bei sich und besichtigten den Abschnitt Eichenhain, Ecke Sigismundkorso. Wir wurden alarmiert, Polizei-Offiziere kamen, genau so wie französisches Militär, es war also ein Riesenauflauf. Man fragte die sowjetischen Offiziere, was sie auf westlichem Gebiet wollten. Die Russen konnten einigermaßen gut Deutsch sprechen und machten klar, daß der Frohnauer Gutshof zu Stolper Gebiet gehörte, und nicht zu Westberlin. Sie erhoben Anspruch auf den Gutshof und einen Teil des Frohnauer Friedhofs. Als sich das als richtig herausstellte, reagierte der Besitzer des Gutshofs, Schleifer, und bat die Polizei um Unterstützung, sein bewegliches Habe zu retten, bevor es beschlagnahmt wurde. Er wollte alles raustreiben, was Beine hatte, Kühe, Schweine und Hühner. Wieder mal frühmorgens, so gegen 4 oder 5 Uhr, begann der Abtransport. Als dann die Volkspolizei eintraf, war alles leer, keine Kuh muhte, kein Hund bellte, nichts bewegte sich, alles war still. Gutsbesitzer Schleifer hatte sich übrigens die Beschlagnahme durch die sowjetische Besatzungsmacht selbst zuzuschreiben. Jahre früher hatte er durchgesetzt, zum Verwaltungsbezirk Stolpe zu gehören, weil dort weniger Steuern zu zahlen waren als in der Großstadt Berlin.

Mitte 1948 beginnt die "Blockade" Berlins. Ein reines Politikum, denn die Westberliner können weiterhin problemlos die Sektorengrenze passieren und im Osten Berlins und im Umland einkaufen. Das ist allerdings verpönt, und nur wenige widerstehen der Propaganda.


1949

Auf dem Boden der sowjetischen Besatzungszone bildet sich am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik. Der Tag ist für die nächsten 40 Jahre Feiertag. Während in den ersten Jahrzehnten vorwiegend das Selbstverständnis der DDR gefeiert wird, wird der Tag später als Nationalfeiertag begangen. 


1952

Am 26. und 27. Mai wurde in Westdeutschland nach massivem Druck der USA gegen die Bedenken der anderen westeuropäischen Länder der EVG- Vertrag unterzeichnet (EVG = Europäische Verteidigungsgemeinschaft). Dieser Vertrag setzt die bereits seit 1950 betriebenen Anstrengungen für eine westdeutsche Wiederbewaffnung auf eine gesetzliche Grundlage. Somit wurde die Spaltung Deutschlands, nachdem sie 1948 wirtschaftlich und 1949 politisch durchgesetzt wurde, nun auch militärisch vollzogen.  Noch am 27. Mai begann die DDR an ihren Grenzen zur Bundesrepublik und den Außengrenzen zu Westberlin mit der Errichtung von Sperranlagen als Protest gegen den Beschluß, der von der DDR als feindlicher Akt aufgefaßt werden mußte, denn die DDR war zu diesem Zeitpunkt noch ohne Armee. Längs der Nordbahn auf der Stolper Seite wird ein Zaun mit Stacheldraht oben gezogen, der den französischen Sektor Berlins von der DDR abgrenzte ("Demarkationslinie"). Frohnauer Bürger konnten von der Bahnunterführung aus die Ruinen des Vorwerks Zerndorf sehen kann. Das Vorwerk war also in den 50er Jahren bereits eine Ruine. Die Demarkationslinie existierte nur an den Berliner Außengrenzen; der Übergang zwischen den vier Sektoren Berlins war noch ungehindert möglich.

Die Provinz Brandenburg wird in die drei Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus aufgeteilt. Stolpe gehört zum Bezirk Potsdam.


1953 Bau des Berliner Eisenbahnaußenrings zwischen Bergfelde und Falkenhagen. Die Strecke führt zunächst ein-, später zweigleisig auf einem 10 m hohen Bahndamm mitten durch den Stolper Wald. Über den "Schwarzen Weg" führt eine Brücke. Viele Waldwege werden aber abgeschnitten, so auch die alte Verbindung zur Werder Ziegelei und zur Fähre von Hohenschöpping.
Am 31.Januar 1953 wird F 96 zwischen Hohen Neuendorf und Frohnau geschlossen. Wer nach Westberlin will, muß die S-Bahn benutzen.
Die Unruhen des 17. Juni 1953 haben in Stolpe keine Auswirkungen. Am 18. Juni berichtet die Volkspolizei von Angstkäufen in den Hohen Neuendorfer Bäckereien berichtet. Bis zu 200 Personen standen an; die meisten Bäckereien waren bereits 8 Uhr 30 leergekauft. Es wurde Oder ausgegeben, pro Person nur noch ein Brot und 10 Schrippen abzugeben. Weiterhin heißt es aus Hohen Neuendorf "Die Bauarbeiter der Baustelle Hohen Neuendorf nehmen die Arbeit nicht eher auf, bis die noch fehlenden 8 Arbeiter auf dem Arbeitsplatz erscheinen.". Bei der Baustelle handelt es sich um die der heutigen Bahnunterführung in der Karl-Marx-Straße. Da am Vortag auch Arbeiter des Bahnbaus Oranienburg gestreikt haben, vermutete man sicher, daß die fehlenden Arbeiter als Rädelsführer festgenommen wurden.

1954

Ab dem 4. Juni 1954 wurde an der Kremmener Bahn zwischen Heiligensee und Hennigsdorf der Bahnhof Hennigsdorf Süd errichtet; er diente zu Beginn nur der reinen Grenzkontrolle, da seit 1952 West-Berlinern die Einreise in die DDR untersagt war. Ab dem 3. November 1958 durfte an diesem Bahnhof auch ein- und ausgestiegen werden. Dies blieb auch nach dem 4. Oktober 1959 so, als der Bahnhof in Stolpe Süd umbenannt wurde. Am 13. August 1961 wurde die Eisenbahnstrecke an der Grenze unterbrochen. Der Bahnhof im wurde geschlossen und abgebrochen.  Da Stolpe-Süd damals noch zur Gemarkung Stolpe gehörte, hatte also Stolpe tatsächlich noch mal für knapp 2 Jahre einen Bahnhof...

Für die Bronzeglocke der Kirche, die in der Zeit des Zweiten Weltkrieges abgegeben werden mußte, erhielt das Dorf 1954 eine neue, die die Inschrift trägt "Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder" (Röm. 8,14).


1958

1958 wird am Waldrand südwestlich von Stolpe ein Gedenkstein mit der Inschrift: „AM 5. MAI 1918 / FAND HIER DAS TREFFEN / DER FORTSCHRITTLICHEN JUGEND BERLINS / GEGEN MILITARISMUS / UND KRIEG STATT“ aus Anlaß des 40. Jahrestages des Ereignisses errichtet. An diesem illegalen Treffen nahmen damals etwa 2000 Jugendliche teil. Die Gendarmerie sprengte die Versammlung und verhaftete einige Teilnehmer. Der Stein war in den 60er Jahren Ziel von schulischen Veranstaltungen (Wandertag, Kindertag) und Ehrungen. In den 80er Jahren gerieht er in Vergessenheit. Nach 1990 wurde auf den Stein geschossen und in politisch motiviertem Vandalismus das Datum ausgemeißelt. Der Stein ist noch vorhanden.

1958 wurde auf dem Bahndamm durch die Stolper Heide das zweite Gleis des Berliner Außenrings verlegt.


1961

In der Nacht zum 13. August schließt die DDR die Grenze zu Westberlin. Die S-Bahn verkehrt bis 1962 zwischen Hohen Neuendorf und Oranienburg im Inselbetrieb. Nahe der Grenze auf DDR-Gebiet wird ein Mauerstreifen errichtet, der später erhöht und zusätzlich mit Sicherheitsstreifen und einem asphaltierten Postenweg versehen wird. Große Teile der Stolper Feldmark und der Ortsteil Stolpe-Süd werden Grenzgebiet, das nur mit Sonderausweis betreten werden darf. Die Reste des Vorwerks Zerndorf werden abgerissen. Feldwege nach Frohnau, wie der Frohnauer und der Zerndorfer Weg, werden kaum noch benutzt und wachsen zu. 


1962

Eine neugebaute zweispurige Eisenbahnstrecke (für S-Bahn und Fernbahn) zweigt zwischen Hohen Neuendorf und der Westberliner Stadtgrenze ab und führt über Bergfelde und Schönfließ nach Berlin-Blankenburg. Die Bahnanlagen unterbrechen den alten Weg von Stolpe nach Schönfließ (Hohen Neuendorf Parkstraße). 


um 1964

Anfang bis Mitte 1960er Jahre

Die nach der Grenzschließung schlechte Erreichbarkeit besonders von Stolpe-Süd führt zur Befestigung der Straßenverbindung Hohen Neuendorf (Kurt-Tucholsky-Straße) – Stolpe – Rotes Haus - Abzweig Hennigsdorf/Stolpe-Süd. Aus dem Hohen Neuendorfer Weg, der östlich am Dorf vorbeiführt, wird eine Umgehungsstraße. Nur der Linienbus durchquert noch das Dorf. 


1972

Inbetriebnahme des ersten (kleineren) Sendeturms In Frohnau. Der Turm ist 117,5 m hoch und trug bis 1995 zwei Parabolantennen mit je 18 m Durchmesser für eine Überhorizont-Richtfunkverbindung nach Niedersachsen. Die Verbindung übernahm später der große Sendemast.

Anfang der 70er Jahre: Die Regierung der DDR bietet Westberlin die Einrichtung einer "Grenzübergangsstelle Stolpe" am Zerndorfer Weg an. Das Projekt wird vermutlich zugunsten der geplanten Autobahnanbindung nicht weiter verfolgt.


1978

Der Ministerrat der DDR beschließt über Konzeption und Maßnahmen zur Durchführung des Neubaus der Autobahn Wittstock-Zarrentin, des Autobahnzubringers Stolpe sowie der Grenzübergangsstellen Zarrentin und Stolpe-Dorf.


1979

Der große Sendemast von Frohnau wird errichtet (Betriebsaufnahme 16. Mai 1980). Mit 358m war er der höchste Turm Westberlins und ist noch heute zweithöchste Berlins. Er ermöglicht den Funkverkehr mit Westdeutschland ohne kostenverursachende Zwischenverstärker auf DDR-Gebiet. Der Turm dort steht in Gartow (Hitzacker?) im Kreis Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen). 1989 wurde der Frohnauer Turm außer Betrieb genommen.


1981 Auf der Verwaltungskarte des Bezirks Potsdam von 1981 (2. Auflage 1983) erscheinen Stolpe-Dorf und Stolpe-Süd bereits als zwei Gemeinden. Die Westgrenze von Stolpe-Dorf erstreckt sich vom Westende der Hohen Neuendorfer Eichenallee am Waldrand entlang zur Autobahnabfahrt (inklusive) und verlief dann auf dem kürzesten Weg wieder zur Westberliner Stadtgrenze. Stolpe-Süd nahm also schon damals eine größere Fläche ein und reichte im Norden auf dem jenseitigen Havelufer bis westlich von Birkenwerder.

1982

Am 20. November 1982 wurde die Autobahnverbindung zwischen dem Berliner Ring (Dreieck Oranienburg) und Westberlin, die spätere Autobahn A111, eröffnet. Stolpe erhielt dabei eine Autobahnabfahrt, die zunächst aber noch lange "Hennigsdorf" heißen sollte. Vom Berliner Ring kommend wurden die Autofahrer vor der Abfahrt deutlich darauf hingewiesen, daß es sich um die letzte Abfahrt in der DDR handelt und die Weiterfahrt nur dem Transitverkehr erlaubt ist. Die Fertigstellung des Grenzüberganges war am 19.11.82. Vorerst wurde das Teilstück zwischen dem Grenzübergang und der Abfahrt Hennigsdorf aber kaum genutzt, denn bis zur Zulassung der Autobahn für den Transitverkehr vergingen noch 5 Jahre. Grund waren u. a.  Verzögerungen auf dem geplanten westberliner Teilstück. Dort fanden Klagen und Demonstrationen gegen den Bau statt. Grenzübergang Stolpe Heiligensee DDR TransitDie Autobahn zerschnitt die wichtige Straßenverbindung zwischen Stolpe (Waldstraße) und dem Wasserwerk. Die Straße zwischen dem (ehemaligen) Krankenhaus Hohen Neuendorf und dem Roten Haus, der frühere "Schwarze Weg" wurde verlegt, um die Havelbrücke zur Unterquerung der Autobahn nutzen zu können. Da diese Brücke auch für Fußgänger passierbar war, stellte die Personenfähre Hohenschöpping-Werder Ziegelei ihren Betrieb ein.


1983

Im Wasserwerk Stolpe Inbetriebnahme eines neuen Maschinenhauses, eines Reinwasserbehälters und einer neuen Filterhalle; die Anlagen östlich der Straße, die noch heute zu sehen sind. 

In den folgenden Jahren werden im Einzugsgebiet des Wasserwerks Stolpe große Teile der Havelwiesen planiert und mit Dämmen unterteilt. Hier wird wird Havelwasser eingestaut und versickert.


1984

Im August 1984 beginnt Frau Vogel als letzte Stolper Pastorin ihren Dienst. 


1987

Ab dem 21.12.87 war die Strecke Westberlin-Hamburg durchgehend befahrbar. 10 Tage später wurde der Grenzübergang Heerstraße in Staaken, der bisher für diese Strecke zur Verfügung stand, geschlossen. Der nun stark angestiegene Verkehr von Westberlinern und Westdeutschen führte zum Bau einer modernen Raststätte mit Intershop, wenige hundert Meter nördlich (also auf der berlinabgewandten Seite) auf der Ostseite der Autobahn. In der Umgebung galt sie bald als Geheimtip für ausgezeichnetes Essen in gemütlicher Atmosphäre. Als nach dem Beitritt der DDR eine größere Raststätte "Stolper Heide" auf dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs entstand (heute AGIP), wurde die "alte" Raststätte, sehr zum Leidwesen der Stammgäste, um 1995 abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Fußgängerbrücke über die Autobahn zeugt heute noch von ihrer Existenz.

Die Raststätte war auch von 1987 bis 1990 Endpunkt der Westberliner Buslinie E (505, ab 1988 98) und Umsteigehaltestelle für den Bus des VEB Kraftverkehr Franfurt/Oder zum Bahnhof Hennigsdorf. 


1989

Am 9. November 1989, spätabends, tritt das neue Reisegesetz der DDR in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an können die Stolper per PKW über den Autobahn-Grenzübergang Stolper Heide Westberlin besuchen.

Bereits 7 Tage nach Öffnung der Grenzen beantragte der Autor dieser Chronik die Einrichtung eines Grenzübergangs für Hohen Neuendorf, der dann am 17. Februar realisiert wurde.

Seit dem 10. November 1989 wird die Buslinie E/98 (U-Bahnhof Tegel-Stolpe-Bahnhof Hennigsdorf und zurück) bereits vom Kraftverkehr Frankfurt/Oder und der BVG gemeinsam betrieben. Die Buslinie (ab 1990 nicht mehr BVG) hatte die Nummer 224, später 824, und wurde bis zur Eröffnung der S-Bahnlinie zwischen Heiligense und Hennigsdorf im Dezember 1998 betrieben. DDR-Bürger konnten den Bus nach Westberlin bis zum Januar 1990 kostenlos benutzen. Danach bis zur Währungsunion im Juli waren Fahrscheine auch für Mark der DDR zu erwerben. Die hohen Fahrgastzahlen der öffentlichen Verkehrsmittel in und um Berlin in diesen Monaten wurden nie wieder vorher oder nachher erreicht.


1990

Am 13. Januar 1990, richten die Behörden der DDR einen Grenzübergangs in Stolpe-Süd nach Berlin-Reinickendorf (Heiligensee, Ruppiner Chaussee) ein. Näher nach Westberlin hatten es die Stolper durch die Einrichtung eines weiteren Grenzübergang in Hohen Neuendorf am 17. Februar 1990.

Am 1. Juli 1990 tritt die Währungsunion in Kraft. Gültiges Zahlungsmittel ist nun - bis auf das 50-Pfennig-Stück der DDR, wovon nicht genug äquivalentes Westgeld zur Verfügung stand - die Deutsche Mark. Laufende Zahlungen werden 1:1 weitergeführt, das Vermögen der DDR-Bürger reduziert sich oberhalb eines Freibetrages auf die Hälfte. Ab dem 1. Juli entfallen die Kontrollen an den Grenzübergängen, die aber schon seit Februar vorwiegend in "Durchwinken" bestanden.

Am 3. Oktober tritt die DDR der BRD bei. Seit dem 14. Oktober existiert wieder ein Land (Bundesland) Brandenburg, zu dem Stolpe-Dorf im Kreis Oranienburg gehört. Vor die Postleitzahl 1406 muß jetzt ein "O-" geschrieben werden, trotzdem es in ganz Deutschland die 1406 nur einmal gibt.

Das Stolper Gut wird nach 1990 an Berlin rückübertragen. 1991 wird das Volksgut geschlossen. Da sich kein Käufer für das Areal findet, verfällt es.

Die Gedenktafel in der Adolf-Herrmann-Straße "verschwindet".


1992

Die letzten Grenzbefestigungen an der Grenze zu Berlin sind verschwunden. 


1993

Neue 5-stellige Postleitzahlen werden eingeführt. Die Versprechungen der Deutschen Post, daß bei 5 Ziffern jedes Dorf seine eigene Postleitzahl erhalten würde, werden nicht eingehalten; Stolpe wird - ebenso wie Hohen Neuendorf - die 16540 zugewiesen.

Am 6. Dezember 1993 wird aus den Kreisen Oranienburg und Gransee der Landkreis Oberhavel gebildet. Neuzugelassene Autos bekommen das Kennzeichen OHV statt bisher OR.


1994

Bildung eines Amtes mit den Gemeinden Schildow, Mühlenbeck, Schönfließ, Stolpe, Stolpe-Süd und Zühlsdorf. Das Amt trägt den Namen "Amt Schildow".

Erschließungsplanung für eine Wohnanlage mit 177 Wohnungen im gehobenen Standard in Stolpe bei Berlin für die Deutsche Golfmanagement GmbH, Stolpe. Vom Vorhaben- und Erschließungsplan bis zur Übergabe der öffentlichen Straßen an die Gemeinde wurde ein komplettes Projekt erarbeitet und begleitet. Die Steuerung der öffentlichen und privaten Erschließung war wichtiger Teil der Arbeit von FGS.


1995

Die 1995 gegründete Anlage umfasst zwei 18-Loch-Golfplätze, den Westplatz (konzipiert durch Bernhard Langer) und den Ostplatz (konzipiert durch Kurt Roßknecht). Die beiden Plätze erstrecken sich über eine Länge von 5.230 m und 6.255 m. Sie werden vom Berliner Golfclub Stolper Heide e.V. betrieben.


1997

Am 7. Juli 1997 beschließt der Landtag das Siebente Gesetz zur Gemeindegliederung im Land Brandenburg. Es teilt u.a. zwischen den Gemeinden Stolpe und Stolpe-Süd das Gebiet der Gemarkung Stolpe auf. Nach langwierigen Verhandlungen wird die Autobahn A111 als Grenze festgelegt. Stolpe gibt damit fast die gesamte Stolper Heide, inklusive Stolpe-Süd, das Rote Haus und das Wasserwerkgelände an die Stadt Hennigsdorf ab.

Kreuzungsumbau Dorfstraße/Landstraße L171 in Stolpe Dorf bei Berlin, im Auftrag der Deutschen Golfmanagement, Objektplanung und Bauüberwachung, 1996-1997, Bauvolumen 0,7 Mio DM


1998

01.05.1998, Eingemeindung des Ortsteils Stolpe-Süd nach Hennigsdorf.

Stolpe ist 17,14 km² groß und hat 316 Einwohner (1998).


1999

Die Wohnanlage am Golfplatz wird übergeben. Die neuen Stolper Einwohner kommen vorwiegend aus Westberlin und den alten Bundesländern.


2002

Um einer drohenden Zwangsangliederung zu entgehen entscheiden sich die Stolper Bürgerinnen und Bürger am 24. März 2002 in einem Wahlgang für das Zusammengehen mit der Stadt Hohen Neuendorf und bestätigen damit die vorangegangene Entscheidung der Stolper Gemeindevertreter. Die feierliche Unterzeichnung des Eingliederungsvertrages in der Stadtverordnetenversammlung von Hohen Neuendorf am 28. März 2002 macht es amtlich. Stolpe ist seit der Kommunalwahl am 26. Oktober 2003 ein Stadtteil von Hohen Neuendorf.


2004

Die Enkel der Familie von Veltheim Burghard Rübcke von Veltheim und sein Bruder Christoph von Witzleben erheben Besitzansprüche am Gut und den dazugehörigen 244 ha Land. Angeblich sei der Verkauf 1937 nicht rechtmäßig gewesen.

Seit 1990 haben bereits der Stuttgarter Musical-Macher Rolf Deyhle, der Thyssen-Konzern, die Berliner FU, die AGS Golfbetriebs GmbH und der Reiter Alwin Schockemöhle Interesse am Gut gezeigt. Alle Verhandlungen verliefen letztendlich im Sande. Als bisher letzter Interessent trat die Plück & Plück GmbH auf, deren Vorschlag zur Neugestaltung des Komplexes auch den Bau von 40 Wohnungen beinhaltete.

Frau Pastorin Vogel wird nach 20 Jahren feierlich verabschiedet. Stolpe hat in Zukunft keinen eigenen Pfarrer mehr.


2005

2005

Das inzwischen zu Hennigsdorf gehörende Rote Haus an der Chausee nach Hennigsdorf wird abgerissen.

Die mit der Gebietsreform neu zu Hohen Neuendorf gekommene Feuerwehr von Stolpe wird aufgelöst. Die Stadt hat nun nur noch drei Löschzüge (Hohen Neuendorf, Bergfelde, Borgsdorf)

Die Kastanienallee und die Kirschallee werden für jede Benutzung gesperrt. Angeblich aus Naturschutzgründen, aber eher waren der Stadt die Kosten für die Pflege zu hoch.


2007

Bei der Stichwahl zum Bürgermeister am 25.11.2007 wählen die Einwohner Stolpes zu 2/3 schwarz - was sich aber nicht auf den Sieg von Klaus-Dieter Hartung von den Linken auswirkt, der ab März 2008 das Amt des Bürgermeisters übernimmt.


2008

Im Sommer wurden die überalterten Bäume der Kastanienallee zurückgeschnitten bzw. gefällt. Die Chance einer Neuanpflanzung wurde leider nicht ergriffen. Zumindest ist die Passage wieder für Fußgänger und Fahrradfahrer möglich.

Bei der Kommunalwahl hatte Strolpe von allen Wahlbezirken Hohen Neuendorfs wieder mit 36,9% den höchsten CDU-Anteil. Den zweiten Platz belegte die Linke.


2009

Am 8. Februar wurde der Richtfunkturm in Frohnau gesprengt.

Seit März hat das Stolper Gut wieder einen Pächter und es finden Aufräumarbeiten statt. Das Areal soll zu einem Reitgut umgebaut werden.

Am 13. Juni wurde bekanntgegeben, daß eine künftige Ortsumgehungsstraße um Bergfelde, Hohen Neuendorf und Stolpe vorbeiführen und weiter zur Autobahnabfahrt Hennigsdorf-Hohenschöpping verllaufen wird. Der geplante Verlauf ist hier skizziert. Die Tucholskystraße soll überquert werden. Die künftige Befahrbarkeit der Kirchen- und Kastanienallee sowie abzusehende Lärmbelästigungen sind noch ganz unklar. 

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