Stolpe

1355-1648

1355

Ersterwähnung am 18. September 1355

Der Markgraf Ludwig der Römer verpfändete dem Dieterich Kampen, Bürger zu Berlin, Hebungen in Stolpe an der Havel, welche Werner Beringer früher besessen. Die entsprechende Urkunde mit besagter Ersterwähnung von Stolpe ist in Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis A  XI (1856) abgedruckt. Laut Quellenangabe erfolgte der Druck nach einem Kopiar Markgraf Ludwigs I. betr. die Vogteien Berlin ect. Nr. 39. Es wird vermutet,  dass es sich dabei um Rep. 78a Kurmärkische Lehnskanzlei Kop. 3 handelt. Im Geheimen Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz ist die Urkunde als Abschrift überliefert.

Aus der Urkunde geht hervor, daß nicht der ganze Ort verpfändet wurde. Möglicherweise ist sogar "Stolpe an der Havel" - im Gegensatz zu Teil Stolpe "nicht an der Havel" gemeint, also die aufgegebene Wüstung des slawischen Fischerdorfes. Es ist also wahrscheinlich, daß der größte Teil des Dorfes schon denen von Hoppenrade gehörte.

Es würde wesentlich zur frühen Geschichte Stolpes beitragen, wenn man den ersten belegten Besitzer, Werner Beringer, zuordnen könnte. Beringer (Berengar) war im Mittelalter ein verbreiteter Vorname. Es ist überliefert, daß die Jakobikirche in Stettin 1187 von dem Ritter Beringer aus Vamberg (sicher Bamberg) errichtet wurde. Dort in Pommern hat bereits Bischof Otto von Bamberg 1128 unter den Slawen missioniert. Ein Beringer taucht auch in der Stftungsurkunde der Stadt Friedland 1244 auf.

Der für Stolpe relevante Beringer dürfte aber seine Herkunft im flämischen Beringen gehabt haben (1120 Beringe, "Dorf des Bero"). Schon im 12. Jahrhundert hat Albrecht der Bär Siedler für die neueroberten Gebiete der Mark Brandenburg angeworben. Diese kamen aus einem breiten Streifen, der sich von der Nordseeküste (Brügge, Antwerpen) bis an den Rhein zog. In den Dörfern des heute nordbelgisch-niederländischen Gebiets, wo auch Beringen liegt, haben auch brandenburgische Familiennamen wie Bree oder Rührmund ihren Ursprung. Ansiedlungsverträge mit Siedlern aus Flandern sind bereits für 1159 im Gebiet der Stadt Brandenburg bezeugt. Noch einmal taucht ein Beringer in der fraglichen Zeit in der Nähe von Stolpe auf: 1337 verpfändete Markgraf Ludwig der Ältere "das Haus und die Stadt zu Biesenthal" an den Ritter Beringer Hele von Sundheim. 


1375

Informationen im Landbuch Kaiser Karls IV: Die von Hoppenrade besitzen Stolpe, Schönfließ und Glienicke. Zerndorf wird nicht genannt. 


1386

Belehnung von "Berckows Hoff" in Stolpe.


1412

"Benedictus hoppenraden erhalten Czepernick, Blanckenfelde, Schonenflit, Schildow, Glyneck, Stolp und ein wüster Besitz seines Vaters in Marwitz". Die Erwähnung von Marwitz ist ein Hinweis, daß die von Hoppenrade vor den niederbarnimschen Besitzungen schon welche im Havelland besessen haben. Das Stammhaus der Hoppenrades ist vermutlich das Dorf Hoppenrade ("die Rodung der Familie Hoppe") in der Prignitz (Gemeinde Plattenburg). Von dort namen sie den Ortnamen mit in die neueroberten slawischen Gebiete von Mecklenburg (zwei Hoppenrades) und in die Gegend von Gransee (Hoppenrade, Gemeinde Löwenberger Land),  wo sie möglicherweise schon vor oder um 1150 ansässig wurden. Abkömmlinge der Familie gründeten dann um 1200 Hoppenrade im Havelland und kauften sich in verschiedene Dörfer ein (z. B. Marwitz). Offensichtlich war Stolpe ihr erster Besitz östlich der Havel, von wo aus sie in östlicher Richtung weitere Dörfer erwarben.


1443

Am 30. September 1443 beleiht der Kurfürst Peter Hoppenrade, Bürger zu Berlin, mit Besitzungen zu Stolpe, Glienicke, Zerndorf, Schildow, Blankenfelde und Schönfließ. Zerndorf wird da bereits als "wüste Feldmark" bezeichnet. Wüste Feldmarken wurden meist von den Nachbardörfern als Weideland genutzt, um sie vor Verbuschung zu schützen.


1444

5. Oktober 1444: Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn verleiht ein Leibgedinge aus Blankenfelde, Stolpe und Schönfließ an Ursula Hoppenrade zu Berlin.


1466

1466 schenkte Benedictus von Hoppenrade seine gutsherrlichen Rechte  (über Zepernick, auch über Stolpe?) dem Cöllner Domstift (Berlin).


1481

7. Februar 1481: Die Gebrüder von Hoppenrade zu Stolpe genehmigen den Verkauf einer Rente des Untersassen Stoltzenhagen an die Vorsteher eines Altars in der Nikolaikirche.


1506

An der Südgrenze der Stolper Gemarkung wird eine Brücke über die Havel nach Hennigsdorf gebaut, das Zollhaus Neubrück wird errichtet. Durch den Bau der neuen Brücke verliert die Fähre Heiligensee-Niederneuendorf stark an Bedeutung. 


1534

Die Stolper Kirche erhält eine Bronzeglocke. Da die Kirche keinen Turm hat, läutet sie im eichernen Glockenstuhl, der neben der Kirche steht. 


1600

um 1600

Ende der Herrschaft derer von Hoppenrade auf Stolpe.


1624

Stolpe hat 250 Einwohner. Eine außergewöhnlich hohe Zahl für ein Bauerndorf mitten im Dreißigjährigen Krieg.


1647

Bekannt ist, dass Luise Henriette, die reformfreudige Gründerin von Oranienburg, für einen Aufschwung im vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten Ort sorgte. Sie bescherte dem Bauerndorf eine Meierei zur Milchverarbeitung und ein Brauhaus. Die Ziegelei in Stolpe lieferte das nötige Material für ihren Schloßbau in Oranienburg. Das Rittergut war 1647 an den Großen Kurfürsten gefallen, weil die Familie Hoppenrade nach fast 300 Jahren ausgestorben war.


1648

1648 fällt ein Teil von Stolpe an den Landesherren, den Großen Kurfürsten, der es an seiner Gemahlin Luise Henriette von Oranien verschenkte. Sie ließ eine Meierei und ein Brauhaus errichten und brachte die Wirtschaft wieder in Schwung.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte sich die Zahl der Bauern(familien) in Stolpe von 8 auf nur 2 vermindert.

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