Stolpe

1649-1813

1652

  1652:

Die Stolper Kirche erhält eine zweite Glocke. 

Bötzow wird nach seiner Besitzerin Luise Henriette von Oranien in Oranienburg umbenannt.


1654

1654

Der Kurfürst schenkte das Gut 1654 seiner Gemahlin Luise Henriette von Oranien, die dafür sorgte, dass die durch Erbteilung, Verschuldung und den Krieg daniederliegende Wirtschaft wieder in Schwung kam. So ließ sie unter anderem in Zerndorf eine Meierei nach holländischem Muster und ein Brauhaus errichten.

Die Adligen hatten dem Landesherrn in Kriegszeiten Lehenspferde zu stellen; für jeweils 4 Hufen 1 Pferd. Der Besitz der Kurfürstin In Stolpe (und Schönfließ) verpflichtet sie, ihren Gatten 1 ¼ Pferd als Lehenspferde zu stellen.


1656

1656

Die Nachrichten über den Abbau des Tons beginnen im Jahre 1656: am 15. September jenes Jahres bekam der Ziegelbäcker Jacob Plohn zu Hohenschöpping den Auftrag, Ziegelsteine nach Oranienburg zu liefern. Der notwendige Ton sollte bei Velten und Stolpe gegraben werden. Die Lage der Ziegelei an der Havel weitab von der Tonvorkommen war nur scheinbar ungünstig, denn zum Schlämmen des Tons wurde viel Wasser benötigt, genug Feuerholz war vorhanden, ebenso bestanden hier beste Möglichkeiten, die fertigen Ziegel per Schiff an die Abnehmer zu transportieren. Neben Stolpe selbst kommen auch Oranienburg, Hennigsdorf, Niederneuendorf, Heiligensee und Spandau als Abnehmer der Ziegel in Frage. Da für den Betrieb der Ziegeleien – ähnlich wie bei Glashütten – große Mengen Holz benötigt wurden, ist davon auszugehen, daß Hohenschöpping einst innerhalb eines dichten Waldgebietes lag.  Auch noch im Jahre 1688 ist im Veltener Kirchenbuch der Ziegelbäcker von Hohenschöpping erwähnt.


1660

1660

1660 erwirbt der Kurfürstliche Oberschenk Johann Siegmund v. Götze Schönfließ. Der Kaufbrief führt neben dem v. Barsdorffschen Anteil noch den Kramerschen und den v. Brösickeschen Anteil auf: Zu ersterem gehörte wohl auch der Dorfkrug, letzterem diente ein sogenannter Ziegelhof als Rittersitz. Alle drei Teile werden nun zu einem Rittergut zusammengefügt und verpachtet. Daneben besitzt auch die Familie v. Hoppenrade aus dem benachbarten Stolpe Land in Schönfließ. Aus dieser Nachricht ist zu entnehmen, daß der Große Kurfürst 1657 nur einen Teil des Dorfes bekam.


1665

1664

1664 kommt v. Götzes Besitz (Schönfließ u. a.) durch Tausch an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der es Oranienburg hinzufügt;


1680

1680

Der Hofprediger Benjamin Ursinus (von Bär) kauft Stolpe, zusammen mit Schönhorn, Zerndorf und Glienicke. Ursinus war ein enger Vertrauter von Luise Henriettes Sohn. Der Günstling  des Kurfürsten Friedrich III. salbte den Brandenburger 1701 in Königsberg, als er selbst sich die Preußenkrone aufs Haupt setzte um sich fortan König Friedrich I. „in Preußen“ nennen zu dürfen. Ursinus wurde bald darauf Bischof und 1705 in den Adelsstand erhoben.

Hartwig Caspar von Platen wurde Bärs Nachfolger in Stolpe und machte als erster Landrat des Kreises Niederbarnim von sich reden.


1704

1704

1704 Der Hennigsdorfer Teerofen (bei Meißnershof) wird erstmalig erwähnt.


1730

Um 1730

Die Ziegelei in Hohenschöpping stellte Anfang des 18. Jahrhunderts ihren Betrieb ein. Da noch ausreichend Ton aus Velten zur Verfügung stand, ist damit zu rechnen, daß es kein Holz mehr gab. Das Waldgebiet zwischen Pinnow und Hennigsdorf haben wir uns also abgeholzt vorzustellen. Für die Versorgung der havelnahen Dörfer mit Ziegeln wurde die Werder Ziegelei (gegenüber Hohenschöpping) gebaut, die den Stolper Ton verarbeitete.


1735

1735

1735 wird Schönfließ an General Wolf Adolf v. Pannewitz verkauft, der seine Laufbahn als Jagd- und Reitpage unter König Friedrich I. begonnen hat und sich die besondere Gunst auch der beiden Nachfolger - "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große - erwirbt. Bis zu seinem Tod als Königlich Preußischer Generalmajor im Jahre 1750 lässt er umfangreiche Wiederaufbauarbeiten im herrschaftlichen Hofbereich durchführen

Johannas Sohn Friedrich Wilhelm, der schon 1759 Stolpe und Glienicke gekauft hat, verlegt nach dem Tod der Mutter 1771 seinen Wohnsitz nach Schönfließ. Daraufhin kommt es zu weiterem Ausbau des herrschaftlichen Besitzes. Nach seinem Tod 1790 übernehmen die beiden Söhne das Erbe, von denen der Domherr Albrecht Wilhelm den Rittersitz inne hat. Er bestimmt mit seinem Bruder Wolf Otto, der ohne Nachkommen geblieben ist, dass die Söhne ihrer Schwester Friederike Albertine, Franz und Karl Achaz Freiherren von Veltheim, die Güter Schönfließ und Stolpe übernehmen sollen.


1759

1759

Nach mehreren Besitzern erwarb Friedrich Wilhelm von Pannwitz 1759 das Stolper Gut für 67 000 Taler, sowie Glienicke. Die von Pannwitz besaßen seit 1735 Schönfließ. Unter von Pannwitz wurde das mittlerweile heruntergekommen Anwesen auf Vordermann gebracht und bereicherte es um eine Kartoffelschnaps-Brennerei. Er war es, der aus Stolpe mit Ziegelei, Teerofen, Rassetierzucht, Waldpflege, Kartoffel- und Kleeanbau einen Musterbetrieb machte.

Es ist nicht sicher, ob mit der Ziegelei eine kleine Ziegelei am Dorfrand oder die "Stolper Ziegelei" an der Havel gemeint war. Die Stolper Ziegelei befand sich etwas havelabwärts unweit der Werder Ziegelei. Diese machte schon einige Jahrzehnte mit dem Stolper Ton gute Geschäfte, weswegen sich eine zweite Ziegelei durchaus lohnen konnte. Um 1900 endete die Ziegelproduktion und auf dem Gelände entstand das Wasserwerk Stolpe.

Pannwitz hübsche Schwester Sophie Marie von Pannwitz sorgte als Hofdame für erheblichen Wirbel. So wurde ruchbar, dass sich August Wilhelm, der jüngere Bruder von Friedrich dem Großen, in sie verguckt hatte: „Die Mutter roch den Braten und verheiratete sie schnell mit dem Oberhofmeister von Voß“, hat die Pfarrerin von Stolpe herausgefunden. 

Fraglich: Der engen Beziehung zum Königshaus verdankt Stolpes Kirchturm ein Unikum: „Die Turmspitze ist mit der Preußenkrone verziert. Die Familie von Pannwitz wollte die Verbundenheit mit dem Königshaus betonen.“ Der Turm wurde erst 1822 gebaut!


1761

1761

In der Osterwoche brennt das Pfarrhaus ab und mit ihm alle alten Kirchenbücher.

1761 wird das Gasthaus "Krumme Linde" gebaut.


1767

1767

Separation in Schönfließ. Da es derselbe Gutsbesitz war, ist auch mit der Separation in Stolpe zu rechnen. Da jeder Bauer seit Jahrhunderten mehrere kleine Feldstreifen besaß (jeweils von besserem und schlechterem Ackerboden), mußte die Bestellung, Pflege und Ernte immer von allen Bauern gleichzeitig erfolgen, denn Zufahrtsege hätten das wenige Land noch mehr verringert. Durch die Separation wurde alles Land ausgemessen und der Wert des Bodens neu bestimmt. Sodann erhielten die Bauern große zusammenhängende Flächen. Da kaum ein Bauern lesen und rechnen konnte, hat sich der Gutsherr in der Regel das beste Land ausgesucht. Die Separationskarten waren die ersten genauen Landkarten.


1771

1771

Nach dem Tode des Mutter von Pannwitz erbte er das Gut Schönfließ, wo er von nun an wohnte.


1787

1787

war König Friedrich Wilhelm II. mit seiner Tochter zufällig in Stolpe  auf einem Jagdausflug, als gerade eine Taufe stattfinden sollte. So kam
Caroline Schulze, die Tochter des Försters Johann Christoph Adolf Schulze, zu einem adeligen Paten.

Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Hauptgebäude des Vorwerks Zerndorf neu errichtet.


1806

1806

Die nette Geschichte, daß Napoleon 1806 im Gutshaus Stolpe gewohnt hätte und vom Mühlenberg aus die Belagerung von Spandau geleitet haben soll, ist eine Legende. Spandau wurde nicht belagert. Am 24. Oktober 1806 besetzten französische Truppen Berlin, am 25. Spandau. Die Zitadelle wurde kampflos übergeben, ohne daß auch nur ein Schuß gefallen war. Napoleon besichtigte am 26. Oktober die Spandauer Befestigungen und ordnete die Einrichtung von Magazinen und eines Lazaretts an. Ein Grund, das abgelegene Dorf Stolpe zu besuchen, bestand nicht. Allerdings hatte Spandau bis zum November 1808 französische Einquartierung zu ertragen, die sich vermutlich auch auf Stolpe auswirkte. Nachzuweisen ist nur die Geburt von deutsch-französischen Kindern nach entsprechender Zeit. Peinlich ist nur, daß im Vertrauen auf den Wahrheitsgehalt dieser Anekdote noch im Jahre 2007 Norbert Matthes aus Stolpe im Dorf eine Informationstafel errichten wollte...

Nach dem Tode Friedrich Wilhelms von Pannwitz übernahm einer seiner beiden Söhne das Gut. Der andere Sohn, Albrecht Wilhelm, wurde Landrat des Kreises Niederbarnim. Da beide Brüder kinderlos waren, ging der Besitz schließlich an die Söhne der Schwester, Franz und Karl Achatz  von Veltheim über.


1810

1810

Karl Achaz von Veltheim kauft 1810 das gesamte Erbe und erhebt Schönfließ mit Stolpe und Glienicke zum Fideikommiß, also zu einem unveräußerlichen Sondervermögen, das ungeteilt in der Hand einer Familie bleibt.


1810

ab 1810

1810 wurde die Leibeigenschaft in Preußen aufgehoben. „Die Bauern lebten seit Jahrhunderten in Leibeigenschaft. Das bedeutet, dass sie nicht mal ihr Dorf ohne Einwilligung des Gutsherrn verlassen durften, geschweige denn, woanders etwas kaufen. Für die Stolper Bauern bedeutete dies, daß sie sich freikaufen konnten, was sich allerdings über viele Jahre hinzog. Ein Drittel ihrer Fläche ging ans Gut, der Rest wurde durch lange Hypotheken abgetragen. In Stolpe waren die Bauern erst 1850 von Frondiensten und Abgaben an den Gutsherrn frei. 


1813

Am 20. Februar 1813 wurde Spandau tatsächlich belagert. Diesmal aber waren die russischen und preußischen Truppen die Belagerer und die französischen die Belagerten. Am 27. April 1813 zogen die Franzosen endgültig aus Spandau ab. Die Zeit Napoleons war vorbei.

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